"Mein Bruch mit Imre Nagy erfolgte am 1. November. An diesem Tage habe ich alle Verbindungen zu ihm abgebrochen, obwohl noch am 2. und 3. November mein Name auf seiner' Kabinettsliste stand. Man fahndete in dieser Zeit eifrig nach mir und wollte erfahren, wo ich mich aufhielt. Die anderen, Genosse Münnich und noch einige Genossen, taten indessen das gleiche wie ich. Bereits am 2. November haben wir teilweise mittelbar, teilweise unmittelbar unsere Verhandlungen mit den Sowjetgenossen, mit den Führern der volksdemokratischen Länder und mit Vertretern der internationalen Arbeiterbewegung aufgenommen, wobei wir uns verständigten, daß der Kampf gegen die ungarische Konterrevolution aufzu­nehmen sei und auf welche Unterstützung wir von seiten unserer Genossen rechnen könnten. Diese Verhandlungen be­gannen am 2. November, und schon am 3. November waren wir uns einig. Um Zeitverluste zu vermeiden - eine etwaige Verzögerung konnte an jedem Tag das Leben von Hunderten von tüchtigen Kommunisten und treuen ungarischen Patrioten kosten -, begann der Angriff bereits am 4. November.

Als wir uns zu diesem Schritt entschlossen, war unser Ziel, die Konterrevolution mit der Waffe niederzuringen und somit die gesetzmäßige Ordnung unserer Volksdemokratie wiederherzustellen. Wir mußten das Eingreifen der Imperialisten in die inneren Angelegenheiten unseres Landes abwehren, da sich die Agenten der Imperialisten bereits offen in Budapest zeigten. Der britische Militärattaché und auch die anderen mischten sich in die ungarischen inneren Angelegenheiten ein; in der Botschaft der Vereinigten Staaten wurden zwei Radiosender installiert, die dem Aufstand dienten und über die alles, was in Budapest passierte - wenn es zu Propagandazwecken nötig war -, an Radio Freies Europa und die anderen feindlichen Radiostationen weitergeleitet wurde. Dies mußte man abstellen. Und - selbstverständlich mußte die Partei neu organisiert werden, da ohne Partei die Sache der Volksrepublik nicht zu verteidigen sein würde. Dies waren unsere Zielsetzungen."

 

Quelle: Gosztony, Peter (Hg.), Der ungarische Aufstand in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1966, S. 344