"In dieser Situation stelle ich fest, daß Ungarn nicht die Absicht hat, eine antisowjetische Politik zu verfolgen. Ich verwahre mich gegen die verleumderische Behauptung, daß die glorreiche ungarische Revolution durch faschistische oder antisemitische Ausschreitungen besudelt worden sei. Die gesamte ungarische Nation hat sich an der Revolution beteiligt, ohne Klassen- oder Religionsunterschiede. [...]

Die Haltung des Volkes war bewunderungswürdig und bewegend. Es wandte sich ausschließlich gegen die sie unterdrückende fremde Armee und ihre Henkersknechte.

Ich fordere das ungarische Volk auf, weder die Besatzungsarmee noch die von ihr eingesetzte Marionettenregierung als legal anzusehen und alle Mittel des passiven Widerstandes gegen sie anzuwenden.

Ich bin nicht in der Lage, zum bewaffneten Widerstand aufzurufen. Da ich erst seit gestern der Regierung angehöre, wäre es verantwortungslos von mir, zu gestatten, daß die ungarische Jugend weiterhin ihr kostbares Blut vergießt. Das ungarische Volk hat schon genug Opfer gebracht, es hat der Welt gezeigt, was ihm Frieden und Recht bedeuten. Jetzt sind die Westmächte an der Reihe. [...]

Ich appelliere an die Großmächte der Welt, im Interesse meines versklavten Landes und der Freiheit aller osteuropäischen Nationen eine kluge und mutige Entscheidung zu fällen. Gott schütze Ungarn!"

 

Quelle: Gosztony, Peter (Hg.), Der ungarische Aufstand in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1966, S. 401.