9.30 Uhr
„Die Führung der sowjetischen Armee in Ungarn, ihre Soldaten und Offiziere sprechen zu Euch. Wir sind, wie ihr, Arbeiter, Bauern und Geistesarbeiter - mit einem Wort, Schaffende. Wir sind nicht hier, um euer Land zu besetzen. Anderer Leute Land wollen wir nicht. Wir haben genug eigenes Land und eigene Hilfsquellen. Unser Handeln geht zurück auf das Ersuchen der Revolutionären Arbeiter- und Bauernregierung. Sie teilte uns mit, daß Mächte der kapitalistischen Reaktion in Ungarn ein unheilvolles Treiben anzettelten und es darauf abgesehen haben, die Herrschaft der Großgrundbesitzer und Kapitalisten wiederzuerrichten, um so den Arbeitern ihre Rechte zu rauben und den Bauern ihr Land. Der Faschismus erhob sich als drohende Gefahr.
Unsere Regierung ließ uns wissen, daß die Regierung Imre Nagy gegen die Reaktion nicht kämpfen wolle. Deshalb seien die konterrevolutionären Banden in der Lage, Arbeiter und Patrioten zu ermorden sowie auf Plünderung auszugehen. Die Regierung von Imre Nagy, so wurde uns gesagt, sei zerfallen und habe aufgehört zu existieren. Im Land herrsche völlige Verwirrung, und antidemokratische Kräfte verübten ungestraft ihre Übergriffe.
In dieser Situation ersuchte die Ungarische Revolutionäre Arbeiter- und Bauernregierung die Führung der Sowjettruppen in Ungarn, helfend einzugreifen . . .
. . . Wir sind Eure uneigennützigen Freunde. – Soldaten, die für Freiheit und Freundschaft unter den Völkern einstehen . Wir unterstützen eine gerechte, uns gemeinsam angehende Sache. An die Soldaten und Offiziere der ungarischen Armee appellieren wir, Schulter an Schulter mit uns um Freiheit und Demokratie zu kämpfen, gegen die maßlosen Kräfte der Reaktion.“
Quelle: Die Volkserhebung in Ungarn. Chronologie der Ereignisse im Spiegel ungarischer Rundfunkmeldungen, in: Hinter dem Eisernen Vorhang, Jg. 2, 1956, Heft 12, Free Europe Committee, München, S. 75.