Am 24. November wurde ein Neues Manifest der Ungarischen Intellektuellen veröffentlicht:
Wir, die geistigen Arbeiter Ungarns, die wir wünschen, unserer Vorfahren würdig zu bleiben, erklären hiermit, daß wir uns in vollem Umfang mit den Helden solidarisch erklären, die den Freiheitskampf für Ungarn führen. Wir nehmen alle Folgen, die unsere Taten oder Worte über uns heraufbeschwören können, auf uns: Gefängnis, Verschleppung und notfalls den Tod.
Mit diesen Worten bekräftigte das von 110 führenden Persönlichkeiten des kulturellen Lebens in Ungarn unterzeichnete Manifest den Willen der geistigen Arbeiter der Nation:
Wir erheben unseren feierlichen Protest:
Verschleppt nicht unsere Männer, unsere jungen Helden. Wir verlangen, daß die bereits Verhafteten wieder freigelassen werden.
Wir erklären, daß wir die Taten, derentwillen sie zu Verbrechern erklärt werden, gutheißen: Auch wir sind Kämpfer für Ungarns Freiheit und Unabhängigkeit.
Der Entschluß, unsere Mitbürger zu verschleppen, steht im Widerspruch zu den Erwägungen der Vernunft. Mit einem freien und starken Ungarn könnte die Sowjetunion gutnachbarliche Beziehungen unterhalten. Mit einem besetzten und versklavten Ungarn würde dies nicht möglich sein.
Wir wollen nicht die Wiederherstellung der alten sozialen Ordnung. Wir wollen nicht die Konterrevolution und würden sie niemals dulden. Wir werden die Kraft haben, ein Regime der Bauern und Arbeiter zu verteidigen. Mit ihnen und für sie wollen wir in Zukunft leben.
(…)
Im Bewußtsein der Reinheit unserer Ideale appellieren wir an die Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler der Sowjetunion und der ganzen Welt.
(…)
Unter den 110 Unterzeichnern finden wir die bekanntesten Schriftsteller, Künstler, Musiker und Wissenschaftler des Landes, wie z. B.: den Komponisten Zoltán Kodály; Péter Veres, den Präsidenten des Schriftstellerverbandes; den Dichter Géza Kepes, Generalsekretär des ungarischen PEN-Klubs; die Romanciers Louis Kassak, Kolozsvári Grandpierre, László Németh, Tibor Déry; den Dramatiker Gyula Hay; den Essayisten Pál Ignotus; den Dichter Gyula Illyés; den Bildhauer Andre Beck; den Dirigenten János Ferencsik; den Architekten György Jánossy; die Sängerin Judith Sándor und eine beträchtliche Anzahl von Mitgliedern der Ungarischen Akademie und von Professoren der verschiedenen Fakultäten der Universität Budapest.
Quelle: Lasky, Melvyn J. (Hg.), Ein Weißbuch. Die ungarische Revolution. Die Geschichte des Oktober-Aufstandes nach Dokumenten, Meldungen, Augenzeugenberichten und dem Echo der Weltöffentlichkeit, Berlin 1958, S. 329f.