Ernö Gerö kam während seines Studiums der Medizin in Budapest mit kommunistischem Gedankengut in Kontakt und wurde 1918 Mitglied der kommunistischen Partei. Nach dem Scheitern der Räterepublik in Ungarn floh er nach Wien, wo er sich politisch unter den dort lebenden kommunistischen Emigranten engagierte. 1922 schickte man ihn nach Ungarn zurück. Kurz darauf wurde er verhaftet und zu 15 Jahren Haft verurteilt. 1924 durfte er in die Sowjetunion ausreisen. Danach arbeitete er für die Kommunistische Internationale unter anderem in Frankreich, Belgien, Spanien und Portugal. Zwischen 1939 und 1941 vertrat er die Ungarische Kommunistische Arbeiterpartei in der Kommunistischen Internationale. Als Mitglied der Roten Armee leistete er Agitations- und Propagandaarbeit im „feindlichen Hinterland“ und unter den Kriegsgefangenen. Im November 1944 nahm er als Mitglied der Ungarischen Delegation an den Russisch-Ungarischen Friedensverhandlungen teil. Kurz darauf wurde er zusammen mit Mihály Farkas und Imre Nagy nach Ungarn zurückgeschickt. Seit 1945 war er auf verschiedenen Posten für Wirtschaftsfragen zuständig. In der ersten Nagy-Regierung wurde er zunächst Stellvertretender Premierminister, dann Innenminister. Im Juli 1956 wählte ihn das Zentralkomitee der Ungarischen Arbeiter Partei zum Generalsekretär. Am Abend des 23. Oktober 1956 ersuchte er in einem Telefonat mit Chruschtschow die sowjetische Seite um militärische Hilfe. Auf Empfehlung von Mikojan und Suslov wurde er am 25. Oktober vom Zentralkomitee der Ungarischen Arbeiterpartei abgelöst und zusammen mit seiner Familie nach Moskau gebracht. Im Februar 1957 verwehrte ihm ein Beschluss der Kádár-Regierung die Rückkehr nach Ungarn. Seine „Verbannung“ wurde jedoch bereits im März des gleichen Jahres aufgehoben. 1960 kehrte er nach Ungarn zurück. Bis zu seinem Tod, am 12 März 1980, bestritt er seinen Lebensunterhalt mit Übersetzungsarbeiten.