Gestern abend wurden den Budapester Garnisonstruppen 8o Waffen übergeben. Mehrere hundert bewaffnete Personen stellten das Feuer ein und lieferten ihre Waffen den um das Funkhaus postierten Regierungsstreitkräften ab. Nach Berichten aus verschiedenen Stadtteilen war die letzte Nacht ruhiger als die vorhergehende. Im V. Stadtbezirk [Innenstadt] wurden nur vereinzelte Schüsse gehört. Im IX. Bezirk [ein Arbeiter- und Angestelltenwohnviertel] wurde in der Nacht aus einigen Häusern geschossen. Im X. Bezirk [Arbeitervorort] gingen die Schießereien zurück. Im XI. Bezirk [Angestelltenviertel] wurden sowjetische Panzer aus der Landwirtschaftshochschule beschossen, und es entwickelte sich ein Feuergefecht. Berichte aus dem XI. Bezirk besagen, daß ein Arbeiterrat nach dem anderen gebildet wird. Arbeiterwachen beschützen die Fabriken. Ein provisorischer Arbeiterrat wurde in den Csepeler Automobilwerken gebildet, wo die Arbeiter auch Anstalten getroffen haben, die Fabrik zu schützen. In der Umgebung der Fabrikanlagen wurde nicht geschossen.
Die Liquidierung der noch kämpfenden Gruppen nach Ablauf der Amnestiefreiheit um 22 Uhr schreitet fort.
Quelle: Gosztony, Peter (Hg.), Der ungarische Aufstand in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1966, S. 8.