Aus vollem Herzen spreche ich noch einmal zu euch, ungarische Brüder! Der revolutionäre Kampf, dessen Helden ihr seid, ist gewonnen. Diese ruhmreichen Tage haben unsere nationale Regierung ins Leben gerufen, die für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Volkes kämpfen wird. Wir werden keine fremde Einmischung in ungarische Angelegenheiten dulden. Wir sind für nationale Souveränität und Gleichberechtigung. Wir werden unsere Politik fest auf den Willen des ungarischen Volkes gründen.

Meine lieben Freunde, dies sind die ersten Tage unserer Souveränität und Unabhängigkeit. Wir haben die Clique Rákosis und Gerös aus dem Lande gejagt. Sie werden sich für ihre Verbrechen verantworten müssen. Sie haben versucht, auch mich zu beschmutzen. Sie verbreiteten die Lüge, ich sei es gewesen, der die Sowjettruppen herbeigerufen habe. Das ist eine schändliche Lüge. Imre Nagy, der für die ungarische Souveränität, die ungarische Freiheit und die ungarische Unabhängigkeit gekämpft hat, hat diese Truppen nicht gerufen. Im Gegenteil, er war es, der für ihren Abzug gekämpft hat.

Meine lieben Freunde, heute haben wir mit den Verhandlungen über den Abzug der Sowjettruppen aus unserem Land und über die Aufhebung der uns im Warschauer Pakt auferlegten Verpflichtungen begonnen. Ich bitte euch nur um ein wenig Geduld! Ich glaube, daß die Ergebnisse so sein werden, daß euer Vertrauen gerechtfertigt sein wird.

Meine lieben Freunde, steht uns bei! Helft uns bei der Wiederherstellung normaler Lebensbedingungen und beim Beginn unseres Wiederaufbaus. Wir wünschen, daß das Volk Frieden und Ordnung bekommt und Vertrauen in die Zukunft setzt. Wir bitten euch, Vertrauen zu unserer Regierung zu haben und der Rückkehr von Ruhe und Ordnung nicht im Wege zu stehen, damit wir unser breites demokratisches Programm durchführen können.

Es lebe die ungarische Republik - unabhängig, frei und demokratisch! Es lebe das freie Ungarn!

Quelle: Gosztony, Peter (Hg.), Der ungarische Aufstand in Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1966, S. 323f