János Kádár (1912-1989) Foto: Anefo, National Archives of the Netherlands, CC-BY-4.0.

János Kádár wurde in Fiume geboren. Sein ursprünglicher Name lautete Csermanek. Seine Mutter arbeitete als Magd, wurde jedoch kurz nach der Geburt ihres Sohns entlassen. Kádár verbringt seine Kindheit in Kapoly im Komitat Somogy bei Pflegeeltern. Nachdem er in Budapest die Grundschule besucht hatte, absolvierte er eine Ausbildung zum Schreibmaschinenmechaniker. 1931 trat er in den illegalen Verband der Kommunistischen Jungarbeiter und in die Ungarische Partei der Kommunisten ein. Er erhielt den Decknamen János Barna. 1931 wurde er verhaftet, jedoch aufgrund Beweismangels wieder freigelassen. Trotzdem stand er weiterhin unter Beobachtung der Polizei.

1933 übernahm er die Funktion des Sekretärs des Zentralkomitees des Verbandes der Kommunistischen Jungarbeiter. Er wurde erneut verhaftet und wegen seiner kommunistischen Aktivitäten im Oktober desselben Jahres zu zwei Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis lernte er andere inhaftierte Kommunisten wie Mátyás Rákosi kennen.

Nach seiner Freilassung war er als Hilfsarbeiter tätig und kam mit der Sozialdemokratischen Partei in Berührung. 1941 wurde er Mitglied des Gebietskomitees und ab Mai Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Arbeiter Partei. Ab Dezember 1942 übernahm er den Posten des Sekretärs und ab Februar 1943 des Leitenden Sekretärs des Zentralkomitees. Er erhielt seinen neuen Namen: János Kádár.

Im Juni 1943, nach der Auflösung der Kommunistischen Internationale, löste er die Kommunistische Arbeiterpartei (KMP) auf und gründete die Friedenspartei. 1944 wurde er nach Jugoslawien geschickt, um Kontakte zu den in Jugoslawien emigrierten Kommunisten aufzunehmen. An der Grenze verhaftete man ihn. Da es ihm gelang, seine wahre Identität vor den Behörden zu verbergen, erhob man gegen ihn lediglich eine Klage wegen Desertion und verurteilte ihn zu zwei Jahren Haft. Es gelang ihm aus dem Gefängnis nach Budapest zu fliehen, wo er kurz darauf vom Budapester Zentralkomitee zum Stellvertretenden Chef der Polizei ernannt wurde. In den nächsten Jahren nahm er immer wichtigere Positionen in der Partei ein. Als Innenminister zwischen 1948-1950 war er maßgeblich an der Inszenierung des Rajk-Prozesses beteiligt. Im Frühling 1951 wurde er verhaftet, aller seiner Ämter enthoben und zu lebenslanger Haft verurteilt. 1954 erfolgten die Rehabilitierung und Freilassung. Kádár konnte seine politische Karriere in der Partei fortsetzen und wurde im Juli 1956 zum Stellvertretenden Sekretär des Ausschusses der Ungarischen Arbeiter Partei gewählt. Am 25. Oktober 1956 ernannte man ihn sogar zum Sekretär des Ausschusses. Am 30. Oktober wurde er Regierungsmitglied und Staatsminister.

Am 1. November verließ er Ungarn und wechselte zu den Sowjets. Zwischen dem 2. und 4. November nahm er an den Krisensitzungen des Präsidiums des Zentralkomitees der KPdSU in Moskau teil und wurde dort an die Spitze der Gegenregierung gestellt.

Am 4. November verkündete er in einer Radioansprache die Gründung der Ungarischen Revolutionären Arbeiter- und Bauern-Partei. Bis zum Juni 1957 nahm er die Position des Ersten Sekretärs der Ungarischen Sozialistischen Arbeiter-Partei ein. Zwischen 1961 und 1965 übt er das Amt des Vorsitzenden des Ministerrates und bis 1985 des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees der Ungarischen Sozialistischen Arbeiter-Partei aus. 1988 ernannte man ihn zum Präsidenten der Ungarischen Sozialistischen Arbeiter-Partei. Bereits im Mai gab er seine Ämter aus gesundheitlichen Gründen auf. Nach langer Krankheit verstarb Kádár am 6. Juli 1989 – dem Tag der feierlichen Umbettung der sterblichen Überreste von Imre Nagy in Budapest.