Georg Lukács wurde am 13. April 1885 als Sohn eines Bankiers in grossbürgerliche Verhältnisse hineingeboren. Nach dem Abitur 1902 begann er zunächst Jura und Nationalökonomie an der Universität von Budapest zu studieren, wechselt jedoch nach kurzer Zeit zur Philosophischen Fakultät. Nach der Promotion im Jahre 1909 folgen weitere Studienaufenthalte in Berlin, Heidelberg und Florenz. Im ersten Weltkrieg vom Militärdienst befreit, beginnt sich Lukács vom deutschen Idealismus ausgehend mit Marx und dem Marxismus zu befassen. Kurz nach der Gründung der Kommunistischen Partei Ungarns (KPU) im November 1918, stellt er − mit seiner Herkunft brechend − den Antrag auf Mitgliedschaft. Bereits im Frühjahr 1919 rückt er in das Zentralkomitee auf und wird nach dem bewaffneten Aufstand vom Mai 1919 „Volkskommissar für das Unterrichtswesen“. Nach der Niederschlagung der Räterepublik im August 1919 flieht Lukács nach Wien, wo er auf ein Auslieferungsgesuch der ungarischen Regierung hin verhaftet wird. Aufgrund eines Aufrufes von zahlreichen Schriftstellern – darunter Heinrich und Thomas Mann – verzichtete Österreich auf die Auslieferung und gewährt Lukács bis 1930 politisches Asyl. Während des Wiener Exils publizierte er „Geschichte und Klassenbewusstsein“ (1923) sowie die sogenannten „Blum-Thesen“, ein Programm für den ungarischen Kommunismus. Von dieser Schrift musste sich Lukács unter Androhung des Parteiausschlusses im November 1929 distanzieren. Nach der Ausweisung aus Österreich 1930 geht Lukács zunächst nach Moskau, dann nach Berlin und flieht 1933 wiederum nach Moskau. Im Moskauer Exil arbeitet er in verschiedenen wissenschaftlichen Instituten und Redaktionen, ab 1942 ist er Mitarbeiter in der Sektion Literatur der Moskauer Akademie der Wissenschaften. In dieser Zeit entwickelt Lukács die Grundzüge seiner Literaturtheorie des „Realismus“ des bürgerlichen Romans. Während der Moskauer Zeit enthält sich Lukács weitgehend der politischen Tätigkeit und entgeht so dem stalinistischen Terror. Im Dezember 1944 reist Lukács unmittelbar nach der Niederlage der deutschen Besatzung zurück nach Budapest und erhält 1945 eine Professur für Ästhetik und Kulturphilosophie an der Universität Budapest. Vom 1949-1955 ist er Mitglied des ungarischen Parlamentes und des Präsidiums der Akademie der Wissenschaften in Budapest. Seine Schriften zur Entstehung des Faschismus aus der deutschen Philosophie des 19. Jahrhunderts (Die Zerstörung der Vernunft, 1954) machten Lukács international bekannt und gaben − vor allem in der DDR − auf Jahrzehnte das Erklärungsmuster vor. Lukács´ Schriften avancierten dort zu einer Art Handbuch für die proto-faschistische Kontamination der deutschen Geistesgeschichte; auf diesem Wege beeinflusste Lukács die Rezeptionsgeschichte bestimmter Texte. Auch in der Auseinandersetzung zwischen Existenzialismus und Marxismus in den 1950er Jahren spiegelt sich der intellektuelle Einfluss Lukács’.
Eine aktive politische Rolle übernimmt Lukács erstmals wieder in der Ungarischen Revolution von 1956. Im Juni 1956 leitet er die Debatte des Petöfi–Kreises zur Philosophie. Im Oktober 1956 rückt Lukács in das Zentralkomitee der Partei ein und wird unter der Regierung Nagy Minister für Volksbildung. Als Nagy den Austritt Ungarns aus dem Warschauer Pakt erklärt, verlässt Lukács aus Protest die Regierung. Trotzdem bezahlt Lukács seine Beteiligung an dem ungarischen Aufstand nach 1956 mit einer mehrere Monate andauernden Verbannung nach Rumänien, dem Ausschluss aus der Partei, dem Verlust seines Lehrstuhles sowie einem allgemeinen Lehr- und Publikationsverbot. In der offiziellen Sprachreglung galt Lukács fortan als „revisionistisch“. Im Laufe der 1960er Jahre setzt sich nicht nur in Ungarn eine differenziertere Bewertung des Philosophen durch. Ab Mitte der 1960er Jahren beginnt Lukács wieder zu publizieren, 1969 erfolgt die Wiederaufnahme in die Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei. Am 4. Juni 1971 stirbt er an den Folgen einer Krebserkrankung in Budapest. Der Nachlass wird seit 1972 in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrt.