1. Angesichts der augenblicklichen Lage in Ungarn schlagen wir vor, so bald als möglich das Zentralkomitee der Partei zu einer Sitzung einzuberufen. Genosse Imre Nagy soll an den vorbereitenden Arbeiten zu dieser Sitzung beteiligt werden.

2. Wir halten es für notwendig, daß Partei und Regierung die wirtschaftliche Lage des Landes in aller Offenheit klarlegen, den zweiten Fünfjahresplan revidieren und ein konstruktives Programm in Übereinstimmung mit unseren besonderen ungarischen Bedingungen ausarbeiten.

3. Das Zentralkomitee und die Regierung müssen jedes nur mögliche Mittel anwenden, um den Aufbau der sozialistischen Demokratie sicherzustellen, indem sie die Rolle der Partei genau erklären, die legitimen Forderungen der arbeitenden Klasse zur Geltung bringen und die Selbstverwaltung der Fabriken auf demokratischer Grundlage einführen.

4. Um das Prestige der Partei und der Staatsverwaltung zu sichern, schlagen wir vor, daß Genosse Imre Nagy sowie andere Genossen, die für eine sozialistische Demokratie und für leninistische Grundsätze gekämpft haben, in der Leitung von Partei und Regierung an den gebührenden Platz gestellt werden.

5. Wir schlagen vor, Mátyás Rákosi aus dem Zentralkomitee der Partei auszuschließen und ihn von seinen Ämtern abzuberufen. Es ist erforderlich, daß das Zentralkomitee, das Ruhe im Lande herzustellen wünscht, den derzeitigen Versuchen ein Ende setzt, eine Stalin- oder Rákosi-Restauration herbeizuführen.

6. Wir schlagen vor, die Gerichtsverhandlung gegen Mihály Farkas in aller Öffentlichkeit durchzuführen, wie es die sozialistische Legalität gebietet.

7. Das Zentralkomitee sollte gewisse, in letzter Zeit gefaßte Beschlüsse revidieren, Beschlüsse, die sich als falsch und sektiererisch erwiesen haben, allen voran die Beschlüsse vom März 1955, den Beschluß über die Freiheit der Literatur vom Dezember 1955 und den Beschluß vom 30. Juni 1956 über den Petöfi-Klub. Wir schlagen vor, das Zentralkomitee möge diese Beschlüsse annullieren und geeignete Schlußfolgerungen in bezug auf die betroffenen Personen ziehen.

8. Auch die heikelsten Fragen sollten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, so die Resultate unserer Außenhandelsabkommen und die Absichten der Regierung über die Verwertung der ungarischen Uranvorkommen.

9. Im Hinblick auf eine Konsolidierung der ungarisch-sowjetischen Freundschaft wollen wir auf der Grundlage des leninistischen Prinzips der völligen Gleichberechtigung noch engere Beziehungen zur Partei, zum Staat und zur Bevölkerung der Sowjetunion herstellen.

10. Wir fordern, daß das DISZ-Zentralkomitee auf der Tagung vom 23. Oktober zu den einzelnen Punkten dieser Resolution Stellung nimmt und einen Beschluß über die Demokratisierung der ungarischen Jugendbewegung faßt.

Quelle: Lasky, Melvyn J. (Hg.): Ein Weißbuch. Die ungarische Revolution. Die Geschichte des Oktober-Aufstandes nach Dokumenten, Meldungen, Augenzeugenberichten und dem Echo der Weltöffentlichkeit, Berlin 1958, S. 51