„Fancy, sexy und trendy“

Popkultur als Erinnerungspolitik: 60 Jahre Ungarn 1956

von Árpád v. Klimó

Bis zu seinem triumphalen Wahlsieg 2010 benutzte Viktor Orbán die Erinnerung an das Jahr 1956 in der Regel dazu, die Sozialistisch-Liberale Regierung unter Ferenc Gyurcsány[1] als „Landesverräter“ zu verunglimpfen, die in der Tradition der kommunistischen Unterdrücker der ungarischen Nation stünden. Zum 50. Jahrestag im Jahr 2006 kam es zu teilweise gewalttätigen Demonstrationen vor dem Budapester Parlament. Rechtsradikale Hooligans stürmten den staatlichen Fernsehsender in einer absurden „Wiederholung“ der anti-sowjetischen und anti-stalinistischen Revolution von 1956. Diesmal allerdings in einem demokratischen Land, das kurz zuvor Mitglied der Europäischen Union geworden war. Ausgelöst wurden die Demonstrationen durch eine geleakte Rede des damaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány, in der dieser vor einer kleinen Gruppe sozialistischer Parteifunktionäre gesagt hatte, dass seine Partei das Land in der Vergangenheit systematisch belogen habe.

Jahrestage als clash of memories

Die Erinnerung an die Aufstände von 1953 und 1956 in Berlin und Budapest

von Jürgen Danyel, aus: ZeitRäume. Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2007, S. 71-84.

Die Jahrestage wichtiger historischer Ereignisse vermögen es immer wieder ganze Gesellschaften in ihren Bann zu ziehen. Die aus ihrem Anlass im öffentlichen Raum ausgebreiteten und medial verstärkten Erinnerungslandschaften liefern Nahrung für eine geschichtshungrige Gegenwart. Der Magie der runden Zahlen können sich auch Historiker nicht entziehen, obwohl sie es sich, glaubt man ihrer Rhetorik, immer wieder vornehmen. Längst schon sind sie selbst ein Teil der immer weiter ziehenden Geschichtskarawane geworden, die von Gedenktag zu Gedenktag eilt.

Wie der 50. Jahrestag des Ungarnaufstandes in anderen europäischen Ländern wahrgenommen wurde

Sabine Schön/Axel Doßmann (Hrsg.)

"Remembering Protest, Resistance and Civil Disobedience in Europe"  An international Research Project on the Politics of Memory

Wie der 50. Jahrestag des Ungarnaufstandes in anderen europäischen Ländern wahrgenommen wurde

»Remembering Protest, Resistance and Civil Disobedience in Europe« heißt ein internationales Projekt, das das europäische Geschichtsnetzwerk EUSTORY und die „Geschichtswerkstatt Europa“ im September 2006 begonnen haben. 30 junge Erwachsene aus 14 Ländern untersuchten sechs Monate lang gemeinsam, wie in Europa an zivilen Ungehorsam, Protest oder Widerstand im 20. Jahrhundert erinnert wird. Nach einem Auftaktworkshop erforschten die Teilnehmenden verschiedene Darstellungen zu Protest und Widerstand in ihren jeweiligen Ländern sowie Erinnerungsformen in ihrer lokalen und familiären Umgebung. Dazu wurden sie zu Beginn des Seminars in die Grundlagen zur Protest- und Widerstandsforschung eingewiesen und im Umgang mit einer Online-Plattform geschult. Die Ergebnisse der lokalen Recherchen werden unter Anleitung des Historikers Dr. Axel Doßmann diskutiert.

Plakatwettbewerb zum 50. Jahrestag der ungarischen Revolution von 1956

In Vorbereitung auf den 50. Jahrestag der ungarischen Revolution von 1956 wurde von den Werbeagenturen ARC Müvészeti Szolgáltató Kft. und Merlin kft. ein Plakatwettbewerb ausgeschrieben. Der Wettbewerb forderte dazu auf, Entwürfe für Plakate zum Thema Ungarn 1956 in drei unterschiedlichen Kategorien zu gestalten und einzureichen. In der Kategorie „Mein Film“ sollten die Bewerber ein fiktives Filmplakat zum Thema Ungarn 1956 entwerfen.