1956

November

1.11.
Imre Nagy verkündet im Rundfunk den Austritt Ungarns aus dem Warschauer Vertrag und die Neutralität Ungarns.
Neutralitätserklärung der ungarischen Regierung, Freier Sender Kossuth, 1.11.1956

 

Parteichef Kádár gibt dem italienischen Journalisten Bruno Tedeschi ein Interview
Interview mit János Kádár vom 1.11.1956

2.11.
Das Gerücht, wonach János Kádár geflüchtet und zur sowjetischen Seite übergelaufen sei, wird bestätigt. Seinen Sinneswandel beschreibt er ein halbes Jahr später gegenüber Imre Szenes:
 
János Kádár über seinen Bruch mit Imre Nagy

3.11.
Am frühen Nachmittag gibt der ungarische Rundfunk die Bildung einer neuen Regierung bekannt, der wiederum Imre Nagy als Ministerpräsident vorsteht.
 
János Kádár bildet mit  Ferenc Münnich eine neue Regierung gegen die Konterrevolutionäre und wird dabei von der UdSSR unterstützt.

Um 20 Uhr wird eine Ansprache von Kardinals Mindszenty im Rundfunk ausgestrahlt.
 
Rundfunkansprache Kardinal Mindszentys 03.11.1956

4.11.
In den frühen Morgenstunden marschieren fünf sowjetischen Divisionen in die ungarische Hauptstadt ein und beginnen den Volksaufstand gewaltsam niederzuschlagen.
Bei Tagesanbruch weitere passieren sowjetische Truppen die rumänisch-ungarische Grenze.
Um 5.20 Uhr wendet sich Nagy in einer Ansprache an das ungarische Volk, berichtet, dass Sowjettruppen in Budapest einrücken. Er appelliert an die einrückenden sowjetischen Truppen nicht zu schießen und weitere Blutopfer zu vermeiden.

 

Imre Nagy gibt gegen 05.20 Uhr über den "Freien Sender Kossuth" den Vormarsch sowjetischer Truppen bekannt

In einem Rundfunk-Appell bittet der Schriftsteller Gyula Hay die internationale Öffentlichkeit im Namen des Ungarischen Schriftstellerverbandes um Hilfe für Ungarn.
Um 7.57 Uhr wird der Appell im Rundfunk ausgestrahlt.
 
Manifest des Ungarischen Schriftstellerverbands
 
Imre Nagy und seine Mitarbeiter bringen sich  in der jugoslawischen Botschaft in Sicherheit und erhalten dort politisches Asyl. Kardinal Mindszenty kann in die US-amerikanischen Botschaft flüchten. István Bibó bleibt als einziger der Regierung im Parlamentsgebäude zurück. Die sowejtischen Einheiten besetzen das Verteidigungs- und das Innenministerium und umstellen das Parlamentsgebäude.
Bibo verfasst im Namen der Nagy-Regierung eine offizielle Erklärung, die er den westlichen Botschaftern in Ungarn telefonisch übermittelt.

Appell von Staatsminister István Bibó an die Westmächte
 
Die ungarischen Spitzenfunktionäre Kádar, Münnich  und Horváth treffen am frühen Nachmittag gemeinsam mit Anastas Mikojan aus Moskau ein und gründen in Szolnok offiziell die „Ungarische Revolutionäre Arbeiter-Bauern-Regierung“.
Die erste offizielle Stellungnahme der Gegenregierung wird von der Bevölkerung weitestgehend ignoriert.
 

Ansprache von János Kádár

Brennende sowjetische Militärfahrzeuge in Budapest (1956). Foto: Zsolt Házy, CC-BY-SA-3.0.
 

Die Kämpfe werden mit hohen Verlusten auf beiden Seiten fortgesetzt.
Gegen 13 Uhr wendet sich der Freiheitssender Dunapentele im Namen der Aufständischen an die Vereinten Nationen.

Appelle an die Vereinten Nationen
 
Die Sowjettruppen besetzen Békéscsaba, Debrecen, Gyõr, Kecskemét, Miskolc, Pécs, Székesfehérvár, Szolnok und Szombathely. Dorog, Esztergom, Oroszlány und Tatabánya werden umstellt.
 
In New York wird in Anbetracht der sowjetischen Intervention ein Treffen des UN-Sicherheitsrates einberufen.
 
Imre Nagy und seine Mitarbeiter verlassen erst am 22. Oktober die jugoslawische Botschaft. Obwohl ihnen freies Geleit wurde, werden sie sofort vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und nach Rumänien verschleppt.

János Kádár übernimmt auch die Führung der „Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei“ (USUP). Die Verfolgung der Aufständischen beginnt. Unzählige verschwinden in den Gefängnissen, Tausende werden hingerichtet und in anonymen Gräbern verscharrt, etwa Hunderttausende Menschen flüchten ins Ausland.

 

Zoltán Borsanyi berichtet vom erneuten Einmarsch sowjetischer Truppen am 4. November und den weiteren Auswirkungen der Geschehnisse. (Interview für die arte-Dokumentation “Abrechnung mit Stalin“) © astfilm productions 2006 | www.astfilm.de
 

5.11.
Aus dem besetzten Gebäude von Radio Budapest sendet das sowjetische Oberkommando eine Anspache an das ungarische Volk.
 
Ansprache des sowjetischen Oberkommandos an das ungarische Volk und das ungarische Militär

Budapester verfolgen während der Revolution in einem Keller eine Radioansprache. Foto: Gyula Nagy, CC-BY-SA-3.0.
 

Weiterer Widerstand in den verschiedenen Stadtteilen Budapests.
Kämpfe in Komló, Pécs and Veszprém.
Einige tausend Menschen protestieren in Krakau gegen die sowjetische Intervention in Ungarn.
 
6.11.
Die Stärke des ungarischen Widerstands nimmt ab.  Bewaffnete Ungarn kämpfen trotzdem weiter.  Etliche der sowjetischen Panzern werden zerstört/ havarieren.
12.00h Die Kádár-Regierung in Szolnok bittet andere sozialistische Länder um Hilfe. Die Sowjetunion bietet weitere Hilfe an.
 
Hilfeappell von János Kádár an die befreundeten sozialistischen Länder
 
Die Sowjets fordern bedingungslose Aufgabe der Kämpfe, die Aufständischen weigern sich das zu akzeptieren.
 
7.11.
Hilferuf auf Sender Rákóczi
Sowjetische Truppen bringen Kádár und andere Mitglieder der Regierung in gepanzerten Wagen ins Parlament. Am Nachmittag legt die Kádár-Regierung den Beamteneid ab, obwohl die Nagy-Regierung noch nicht zurückgetreten ist.
Die Operation der revolutionären Soldatenräte ist verboten und den Revolutionskomitees ist ihr Handlungsrecht entzogen. Der 7.11. wird als Arbeitstag erklärt, obwohl es der Jahrestag der Russischen Revolution von 1917 ist. Das Pflichtfach Russisch an den Schulen ist aufgehoben.
Weitere Kämpfe auf der Budaer Seite.
Angriff auf Dunapentele (Sztálinváros, Dunaújváros). Der Widerstand bricht am späten Nachmittag und die sowjetischen Truppen marschieren ein.
 
8.11.
Der Widerstand in einigen Bezirken Budapests hört langsam auf. Sowjettruppen übernehmen die Kontrolle.
In New York wird die zweite Sondersitzung der UN-Generalversammlung zu Ungarischen Frage fortgeführt.
Der Befehlshaber der sowjetischen Militäreinheiten ordnet die Waffenniederlegung an.
 
Aufforderung zur Waffenniederlegung
 

9.11.
Der Regierungsrat erklärt die Kádár-Regierung zum höchsten Organ der Staatsverwaltung. Es wird ebenso das Kossuth-Wappen legalisiert (das ungarische Wappen ohne Krone, 1849 eingeführt), welches während der Revolution wieder aufgetaucht war.
Die Organisation der Nationalen Verteidigungskräfte beginnt. Bedingungslose Unterstützung für die Kádár-Regierung wird gefordert. Offiziere, die sich weigern zu unterschreiben werden entlassen.
 
Aufständische aus Budapest und Dunapentele (Sztálinváros, Dunaújváros) marschieren durch Baja in Richtung Jugoslawien.
Die Sowjets teilen Kádár mit, dass Imre Nagy und seine Mitarbeiter, die in der jugoslawischen Botschaft Zuflucht gefunden haben, nicht nach Jugoslawien ausreisen dürfen.
Die zweite Sondersitzung der UN-Generalversammlung verabschiedet eine weitere Resolution zur Situation in Ungarn.
 
10.11.
Imre Nagy teilt dem stellvertretenden jugoslawischen Ministerpräsidenten Aleksandar Rankoviæ in einem Brief mit, dass er nicht bereit ist vom Amt des ungarischen Ministerpräsidenten zurückzutreten.
In Budapest finden weiterhin Kämpfe statt.
Das Internationale Rote Kreuz nimmt erneut seine Hilfstransporte nach Ungarn auf.
 
Sowjetische Truppen nehmen die Städte Dorog und Esztergom im Nordwesten Ungarns ein.
Die Kádár-Regierung akzeptiert UN-Hilfe.
Eine Schweizer Initiative fordert die Einberufung einer Konferenz der vier Großmächte und Indiens.
Die jugoslawische Regierung bestätigt, dass sie Imre Nagy und seinen Mitarbeitern Asyl in der jugoslawischen Botschaft in Budapest gewährt. Nagy fordert erneut den Abzug der sowjetischen Truppen, beharrt auf dem Austritt Ungarns aus dem Warschauer Pakt und der damit verbundenen Neutralitätserklärung und bekräftigt seine Forderung zur Wiederherstellung des Mehrparteiensystems.
 
11.11.
Erste Radio-Ansprache Janos Kádárs seit dem 4.11.
Der jugoslawische Staatschef Tito bewertet in einer Rede in Pula die Geschehnisse in Ungarn als konterrevolutionär und rechtfertigt die sowjetische Intervention mit dem Hinweis auf die Gefahr für den Sozialismus. Andererseits erklärt er seine Billigung der Intervention durch die jugoslawische Regierung mit den schwierigen Umständen.
 
Rede Titos in Pula, Jugoslawien
 
Die Regierung verhängt im ganzen Land den Ausnahmezustand. Aufständische werden systematisch verfolgt, Personen, die im Besitz von Waffen sind, müssen mit einer Verurteilung durch Standgerichte rechnen.
 
12.11.
Die Kádár-Regierung erklärt die UN-Resolutionen zur Ungarnfrage als eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes.
Die offizielle staatliche Presse veröffentlicht eine Mitteilung des ungarischen Regierungsrates, in der die Absetzung Imre Nagys und die Zusammensetzung der neuen Kádár-Regierung bestätigt werden.
Die Leitung des ungarischen Schriftstellerverbandes richtet einen Appell an die Nation. Sie protestiert gegen die sowjetische Intervention und den Terror durch die Staatsgewalt.
Der Revolutionäre Arbeiterrat von Újpest ruft zur Bildung eines zentralen Arbeiterrates für ganz Ungarn auf.
Vertreter aller Budapester Fabriken sind für den folgenden Tag zu einem Treffen aufgerufen.
Die 11. UN-Generalversammlung setzt die Ungarische Frage auf ihre Tagesordnung.
 
14.11.
Auf einem Treffen von Abgesandten aus Betrieben der Hauptstadt in der Vereinigten Glühbirnenfabrik (Egyesült Izzó) in Budapest wird der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest (KMT) gegründet. Eine Delegation des Arbeiterrats nimmt noch am selben Abend Verhandlungen mit Vertretern der Kádár-Regierung im Parlament auf.
In verschiedenen ungarischen Städten (u.a. Miskolc, Pécs, Gyõr, Debrecen) haben sich Arbeiterräte gebildet, die sich dem Gedanken der Arbeiterselbstverwaltung verpflichtet fühlen. Sie sollen die Interessen der Arbeiter vertreten und mit der sowjetischen Besatzungsmacht verhandeln. Ihre Forderungen untermauern sie mit der Androhung von Streiks. Ihre Vertreter erklären öffentlich ihre Loyalität zur unrechtmäßig abgesetzten Regierung von Imre Nagy und fordern den sofortigen Abzug der sowjetischen Truppen und die Wiederherstellung der Pressefreiheit. Personen die an den bewaffneten Kämpfen teilgenommen haben, sollen straffrei ausgehen. Die in die Sowjetunion verschleppten Personen sollen umgehend zurückgeführt werden.
Auf einer Pressekonferenz erklärt US-Präsident Eisenhower, dass die USA nichts tun würden, was die ungarische Bevölkerung zur Fortsetzung der Kämpfe ermuntern würde.
 
15.11.
Der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest wählt Sándor Rácz zum Vorsitzenden. In der Nacht werden die Gespräche zwischen dem Gremium und der Kádár-Regierung fortgesetzt.
 
János Kádár diskutiert mit den Arbeitern
 
Eine polnische Regierungsdelegation reist nach Moskau. Die sowjetische Regierung macht Polens Forderungen nach mehr Unabhängigkeit von Moskaus Führung wichtige Zugeständnisse. Beide Seiten kommen zu der Einigung, die ungarische Kádár-Regierung zu unterstützen.
 
16.11.
János Kádár gibt auf einem geheimen Treffen in Leányfalu seine Zustimmung zu der geplanten Deportation von Imre Nagy und seinen Mitarbeitern nach Rumänien.
In Budapest treten die Journalisten in einen Streik.
 
17.11.
János Kádár fordert die jugoslawische Regierung auf, Imre Nagy und seine Mitarbeiter an die neue ungarische Regierung auszuliefern.
 
18.11.
Die Kádár-Regierung und das Internationale Rote Kreuz erzielen eine Einigung über die Verteilung der internationalen Hilfsgüter.
 
19.11.
Imre Nagy und seine Mitarbeiter, die sich immer noch in der jugoslawischen Botschaft befinden, weigern sich das Land zu verlassen.
Der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest spricht sich für die Gründung eines nationalen Arbeiterrates aus.
 
Der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest, der Verband ungarischer Journalisten  (MUOSZ), der Bauernverband, das Revolutionskomitee der Ungarischen Intelligenz, der Ungarische Schriftstellerverband u.a. Organisationen richten einen Brief an Indiens Ministerpräsident Jawaharlal Nehru und bitten ihn sich für die Interessen Ungarns einzusetzen.
 
Einige der nach der Niederschlagung des Aufstands in die Sowjetunion deportierten Personen werden den ungarischen Behörden übergeben.
Die sowjetische Parteizeitung Pravda erhebt gegenüber dem jugoslawischen Präsidenten Tito den Vorwurf der Einmischung in die inneren Angelegenheiten Ungarns. Anlass für die Kritik aus Moskau ist Titos Rede in Pula.
 
19.-20.11.

Die UN-General-Versammlung widmet sich nochmals dem Thema Ungarn.
 
21.11.
Nach längeren Verhandlungen garantiert die Kádár-Regierung Jugoslawien, dass Imre Nagy und seine Mitarbeiter nicht verfolgt werden.
 
Kádárs Versicherung gegenüber Tito, Imre Nagy und die Mitglieder seiner Gruppe nicht zu bestrafen, 21.11.1956
 
Der Versuch zur Gründung eines nationalen Arbeiterrats für Ungarn scheitert. Die als Tagungsort für die Delegierten vorgesehene Nationale Sporthalle in Budapest ist von sowjetischen Panzern umstellt. Das Treffen der Arbeiterräte kann deshalb nicht stattfinden. Der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest ruft daraufhin zu einem 48-stündigen Proteststreik auf. Am Nachmittag finden weitere Verhandlungen zwischen dem Arbeiterrat und der Regierung statt.
Nach einer dreitägigen Debatte verabschiedet die UN-Generalversammlung mehrere Resolutionen zur Ungarischen Frage.
 
Prominente ungarische Intellektuelle, darunter der Komponist Zoltán Kódaly als Vorsitzender, György Markos als Sekretär und Tibor Déry gründen den Ungarischen Revolutionsrat der Intellektuellen.
 
Bildung des Ungarischen Revolutionsrat der Intellektuellen
 
22.11.
Imre Nagy und seine Mitarbeiter werden nach dem Verlassen der jugoslawischen Botschaft entgegen der von der Kádár-Regierung gemachten Zusagen von sowjetischen Bussen zum sowjetischen KGB-Gelände in Budapest gebracht. Am nächsten Tag werden sie von dort direkt nach Rumänien gebracht. Die Bevölkerung reagiert auf die Nachricht über die Verschleppung mit Unmutsbekundungen, es kommt zu Protestdemonstrationen.
 
Bericht des Sonderausschusses der Vereinten Nationen zur Entführung von Imre Naggy
 
Jugoslawiens Haltung zur ungarischen Revolution 1956
 
Der indische Ministerpräsident Jawaharlal Nehru lässt János Kádár durch eine Nachricht mitteilen, dass Ungarn den Generalsekretär der Vereinten Nationen und UN-Beobachter empfangen sollte.
 
23.11.
Jugoslawien legt Protest gegen die Entführung Imre Nagys und seiner Mitarbeiter ein.
Die Kádár-Regierung erkennt den Zentralen Arbeiterrat von Groß-Budapest als Verhandlungspartner an. Der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest ruft wiederum zur Arbeit auf.
Imre Nagy, seine Mitarbeiter und deren Familien werden vom Flughafen Bukarest in das nicht weit entfernte Snagov transportiert, wo sie von der rumänischen Sicherheitspolizei gefangen gehalten werden.
 
24.11.
Es wird offiziell über den Abtransport Imre Nagys und seiner Mitarbeiter berichtet.
Das Personal der Zeitung Népszabadság streikt.
Weitere Streiks in den Bezirken Komárom and Nógrád.
Polen hilft Ungarn mit einer Spende von 100 Millionen Złoty.
Die jugoslawische Presse berichtet über die Deportation Imre Nagys.

Neues Manifest der Ungarischen Intellektuellen
 
25.11.
Gespräche zwischen dem Zentralen Arbeiterrat von Groß-Budapest und Regierungsmitgliedern im Parlament werden nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung abgebrochen.
 
26.11.
Der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest fordert eine Erklärung der Kádár-Regierung zum Schicksal Nagys und seiner Mitarbeiter. János Kádár geht in einer Radioansprache ausführlich auf das Thema Imre Nagy ein. Das ist bis zur Bekanntmachung der Hinrichtung Nagys, am 17.6.1958, die letzte offizielle Information über Imre Nagy.
 
27.11.
Am Abend richtet der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest einen Protest gegen die Ansprache Kádárs. Später finden Gespräche zwischen Kádár und einer Delegation des Arbeiterrates unter der Leitung Sándor Rácz´ statt. Die Kádár-Regierung appelliert an die Landbevölkerung und versucht sie durch Versprechungen zu gewinnen. Der Schriftstellerverband protestiert in einem Brief an die diplomatischen Missionen in Budapest gegen die Deportation des Literatutkritikers und Bildungsminister der Nagy-Regierung Georg Lukács´, der ebenfalls nach Rumänien transportiert wurde.
 
28.11.
Der Minister für Militär und öffentliche Sicherheit Ferenc Münnich, verspricht eine Prüfung der Aktivitäten der ÁVH, zu der es jedoch nie kommt.
 
29.11.
Polnische Zeitungen publizieren weiterhin die täglichen Berichte ihrer Korrespondenten aus Budapest. Die Bundesrepublik Deutschland schickt Lebensmittel und Medikamente im Wert von 10 Millionen Mark.
 
Der Philosoph Wolfgang Harich, Lektor im Aufbau-Verlag der DDR, und andere werden wegen "Bildung einer staatsfeindlichen Gruppe" und ihren Kontakten zu Georg Lukács verhaftet. Harich wird vorgeworfen, eine Rettungsaktion für Lukács organisiert zu haben .
 
30.11.
Die Sowjets drängen Kádár zu Schauprozessen, bei denen einige Revolutionäre hingerichtet werden sollen.
Der Zentrale Arbeiterrat von Groß-Budapest ruft zum Boykott der Regierungs-Presse auf. Der Boykott soll so lange aufrechterhalten werden bis der Arbeiterrat selbst eine Veröffentlichungserlaubnis bekommt.
An der Lomonosow-Universität in Moskau tauchen Flugblätter mit der Forderung auf, über die Ereignisse in Ungarn genau zu informieren.